Klimaziele allein gewährleisten noch keinen Erfolg. Um sie zu erreichen, braucht es konkrete Maßnahmen und einen gemeinsamen Lernprozess zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Projekt Ariadne sind deshalb von Anfang auch Bürgerinnen und Bürger über Deliberationsformate1Deliberation bedeutet „Beratschlagung“, „Überlegung“. In einem Deliberationsprozess geht es darum, dass Menschen unter fairen Bedingungen zusammenkommen, ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Argumente austauschen, diese abwägen und voneinander lernen. Gemeinsame Entscheidungen sollen dabei nicht auf einer Mehrheitsabstimmung basieren, sondern auf überzeugenden Argumenten, die gemeinsam in einem Verständigungsprozess erörtert werden. an den Forschungsprozessen zu politischen Optionen der Energiewende beteiligt.
Den Auftakt für den Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft bildeten die Online-Diskussionen, in denen über Probleme und Ziele der Energiewende gesprochen wurde und was den Bürgerinnen und Bürgern bei der Umsetzung wichtig ist. Die Ergebnisse wurden in die Ariadne-Forschung aufgenommen und in Co-Creation-Workshops zwischen Wissenschaft und den Menschen weiter vertieft, um Schwerpunkte für die weitere Forschung auszumachen. Im nächsten Schritt erarbeiteten die Ariadne-Forschenden politische Maßnahmenpakete, die auf Bürgerkonferenzen im November 2022 diskutiert und bewertet wurden.
Die Ergebnisse der Bürgerkonferenzen fließen in die weitere Forschungsarbeit von Ariadne ein. Von den Teilnehmenden eingebrachte Bewertungen der diskutierten Politikinstrumente werden in die weitere Ausgestaltung von Politikoptionen integriert, die eine möglichst hohe gesellschaftliche Tragfähigkeit anstreben. Die Politikpfade werden 2023 auf einem Bürgergipfel vorgestellt. Sie bilden Orientierungswissen für politische Entscheidungstragende, das Fachwissen zur Wirkung der Instrumente mit den Wertvorstellungen und Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger verbindet.
Dialogformate
Online-Diskussionen
Quer durch das ganze Land erörterten im November und Dezember 2020 insgesamt 88 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in neun Gesprächsrunden, was ihnen für die Umsetzung der Verkehrs- und Stromwende jeweils besonders wichtig ist. Dabei kamen Menschen aus einer Stadt oder Region jeweils digital zusammen. Das Ziel der Online-Diskussionsrunden war, die vielfältigen Ziele, Prioritäten und Bedürfnisse, aber auch die Herausforderungen, Sorgen, Konflikte und Hürden bei der Gestaltung eines klimafreundlichen Verkehrs- und Stromsektors herauszuarbeiten. Besonders wichtig waren in den Gesprächen dabei die dahinterliegenden Werte und Normen der Teilnehmenden: Weshalb sind bestimmte Ziele oder Herausforderungen besonders wichtig, und wie können wir gemeinsam mit unterschiedlichen Prioritäten und Bedürfnissen umgehen? Im Vordergrund stand also das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen – der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger untereinander, und mit den Ariadne-Forschenden.
Die Online-Diskussionen wurden vom Ariadne-Team protokolliert und die Positionen der Bürgerinnen und Bürger anschließend in argumentativen Landkarten gegliedert: So wurden Schwerpunkte der Diskussionen herausgearbeitet, und die dazugehörigen Argumente im Für und Wider versammelt. Es ging also nicht darum, Mehrheitspositionen der Bürgerinnen und Bürger zu bestimmen, sondern einen geordneten Überblick über ein möglichst vielfältiges Meinungsbild zu schaffen. Die Diskussionen zur Verkehrswende wurden in drei Schwerpunkte mit insgesamt 16 Themenfeldern gegliedert. Bei der Stromwende waren es ebenfalls drei Schwerpunkte mit insgesamt 20 Themenfeldern. Was den Bürgerinnen und Bürgern besonders wichtig ist, wurde anhand dieser Übersichten anschließend mit den Forschenden von Ariadne reflektiert und in die wissenschaftliche Arbeit integriert. Die Positionen der Bürgerinnen und Bürger wurden in einem Report zusammengefasst.
Co-Creation-Workshops
Die Ariadne-Wissenschaft hat die Positionen der Bürgerinnen und Bürger aus den Online-Diskussionsrunden in gemeinsamen Gesprächen reflektiert und dann in die unterschiedlichen Forschungsansätze der Arbeitspakete zur Verkehrs- und Stromwende aufgenommen. Für beide Themen wurden daraufhin im Frühjahr 2021 jeweils eintägige Workshops veranstaltet, bei denen Forschenden und Menschen im direkten Austausch zusammenkamen, um offene Fragen zu klären. Dazu wurden Teilnehmende der Online-Diskussionen eingeladen und zu einer Gruppe von etwa 20 Personen pro Thema zusammengestellt, die die Vielfalt der Regionen und Hintergründe der Menschen aus den Online-Diskussionen möglichst gut widerspiegelte.
Die Ariadne-Forschenden stellten im Workshop den Leuten aus den Online-Diskussionen vor, wie sie in ihrer Forschung die Ziel- und Problemstellungen aus den Gesprächsrunden aufgenommen haben, und an welchen Antworten sie arbeiten. Die Teilnehmenden konnten Fragen stellen und kommentieren. Aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten Gelegenheit rückzufragen, ob sie die Positionen der Bürgerinnen und Bürger richtig verstanden hatten oder auch, wie aus ihrer Sicht mit widerstreitenden Argumenten oder Zielkonflikten umgegangen werden könnte. Die Wissenschaft nennt einen solchen gemeinsamen Arbeitsprozess zwischen Forschenden und nicht-wissenschaftlichen Teilnehmenden „Co-Creation“.
Bürgerkonferenzen
In zwei Bürgerkonferenzen wurden im November 2021 Bürgerinnen und Bürgern Politikpfade zur Umsetzung der Strom- und Verkehrswende vorgestellt, die aus den Schwerpunkten der Online-Diskussionen und den Forschungsergebnissen der Ariadne-Wissenschaft ausgearbeitet wurden. Dazu kamen jeweils rund 50 Menschen aus ganz Deutschland zusammen, um im direkten und persönlichen Austausch miteinander zu reflektieren, welche Auswirkungen unterschiedliche politische Maßnahmen auf das individuelle Leben aber auch die Gemeinschaft haben würden, und wie sie politische Handlungsmöglichkeiten für den Klimaschutz bewerten. Für den Kreis der Teilnehmenden wurden sowohl Menschen aus den Online-Diskussionsrunden erneut eingeladen, als auch zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland angeschrieben.
Im Rahmen der Bürgerkonferenzen ging es insbesondere darum, gemeinsam die Effekte verschiedener Maßnahmen zu beleuchten, die Bewertungen der Zivilgesellschaft festzuhalten und mögliche Übereinstimmungen zu konkreten Politikoptionen auszuloten, die es trotz unterschiedlicher Wertvorstellungen geben kann. Zum Einstieg in die Diskussionen wurden Explorationsmodule genutzt. Die Ergebnisse der Bürgerkonferenzen wurden in Reporten zusammengefasst.
Bürgergipfel
Nach Abschluss der Bürgerkonferenzen fließen die Bewertungen und Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger zu den vorgeschlagenen Politikalternativen in die weitere Forschungsarbeit von Ariadne ein. Die von den Teilnehmenden festgestellten Vor- und Nachteile der diskutierten Instrumente werden zu möglichen Pfaden zusammengefügt, mit denen das Ziel Klimaneutralität in den Bereichen Verkehr und Strom erreicht werden kann. Die Politikpfade werden 2023 auf einem Bürgergipfel vorgestellt. Sie bilden Orientierungswissen für politische Entscheidungstragenden, das Fachwissen zur Wirkung der Instrumente mit den Wertvorstellungen und Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger verbindet.
Ergebnisse und Informationen
Policy Brief: Wie die Zivilgesellschaft am Lernprozess von Ariadne beteiligt wird
Um gesellschaftlich tragfähige Zielpfade hin zur Klimaneutralität entwickeln zu können, ist es wichtig die Perspektiven von Bürgerinnen und Bürgern in die wissenschaftliche Politikberatung mit einzubeziehen. Das Kopernikus-Projekt Ariadne gestaltet deshalb einen gesamtgesellschaftlichen Lernprozess, in dem von Anfang an zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind, um ihre Ansichten, Werte und ihr Erfahrungswissen in den Forschungsprozess einzubringen.
Klimawende wird für Menschen immer wichtiger – trotz Energiekrise
Die Transformation zur Klimaneutralität ist den Menschen in Deutschland gerade vor dem Hintergrund hoher Energiepreise wichtiger denn je und muss aus ihrer Sicht weiter an Tempo aufnehmen. Das zeigt die jährliche repräsentative Befragung von deutschlandweit mehr als 6.500 Personen zu Themen der Energie- und Verkehrswende, durchgeführt im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts Ariadne.
Teilhabe ist mehr – Energiewende gesellschaftlich tragen: Gastbeitrag im Tagesspiegel Background
Was es für eine echte gesellschaftliche Trägerschaft im Prozess auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 braucht und wie Deliberation gestaltet werden kann, erläutern die Ariadne-Forschenden Arwen Colell und Brigitte Knopf in einem Standpunkt.
Report: Was ist uns wichtig bei Verkehrs-und Stromwende?
Von den Öffis bis zum Netzausbau, von Stromkosten zu Jobs: Quer durch die Bundesrepublik haben Menschen über den Ausbau Erneuerbarer Energien und die Mobilität der Zukunft diskutiert. Was sie bewegt und wie Ariadne mit diesen Perspektiven weiterarbeitet, zeigt der neue Report.
Soziales Nachhaltigkeitsbarometer der Energie- und Verkehrswende 2021
Mehr as 6800 Menschen quer durch Deutschland wurden befragt: Fast 80 Prozent sehen die Transformationen als Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder einen Beitrag zum Gelingen leisten sollte. Mehr als die Hälfte beschreibt die Umsetzung der Energiewende jedoch als teuer oder bürgerfern und wünscht sich mehr Tempo. Die ersten Ergebnisse des Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers 2021 sind jetzt online und zum Herunterladen verfügbar.
Deliberation bedeutet „Beratschlagung“, „Überlegung“. In einem Deliberationsprozess geht es darum, dass Menschen unter fairen Bedingungen zusammenkommen, ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Argumente austauschen, diese abwägen und voneinander lernen. Gemeinsame Entscheidungen sollen dabei nicht auf einer Mehrheitsabstimmung basieren, sondern auf überzeugenden Argumenten, die gemeinsam in einem Verständigungsprozess erörtert werden.
Was heißt Bürgerbeteiligung im Projekt Ariadne?
Im Projekt Ariadne werden Bürgerinnen und Bürger von Anfang an und über den gesamten Projektverlauf zu Fragen der Strom- und Verkehrswende beteiligt. Dabei gibt es einen fortlaufenden Wechsel zwischen Bürgerveranstaltungen, wie den Online-Diskussionen und den Bürgerkonferenzen, und Ariadne-Forschungsphasen. Im Vordergrund steht dabei die gemeinsame Verständigung zu den Herausforderungen und Lösungsansätzen der Energiewende.
Kann ich mich zu den Veranstaltungen, wie z.B. zur Bürgerkonferenz, anmelden?
Bürgerinnen und Bürger können sich nicht selbst zu einem der Beteiligungsformate anmelden, sondern werden auf Basis eines Losverfahrens eingeladen. Dazu werden Menschen aus den Melderegistern zufällig ausgewählt und anhand von Bevölkerungsdaten zusammengestellt, um ein möglichst repräsentatives Abbild der Bevölkerung zu erreichen. Diese Personen werden dann eingeladen und können sich für die verschiedenen Formate anmelden. Bei den Bürgerkonferenzen und dem Bürgergipfel können sich außerdem jeweils Teilnehmende der vorangehenden Beteiligungsformate nochmals anmelden.
Was ist besonders im Projekt Ariadne?
Im Projekt Ariadne spielt die Sicht der Bürger*innen von Anfang an eine bedeutende Rolle, denn die Ergebnisse aller Beteiligungsformate fließen direkt in die Ariadne-Forschung ein. Im Gesamtergebnis stellt das Projekt der Politik damit Handlungsoptionen zusammen, die wissenschaftliche Forschungsergebnisse widerspiegeln und von der Gesellschaft mitgetragen sind.
Meine Frage ist hier nicht aufgelistet, an wen kann ich mich wenden?
Bitte wenden Sie sich an mit Fragen zu den Beteiligungsformaten an ariadne@ifok.de. Haben Sie allgemein Fragen zum Ariadne-Projekt und der Forschungsarbeit, schreiben Sie bitte an ariadne-presse@pik-potsdam.de.
Was gibt es noch?
Themenschwerpunkt von Ariadne: Ariadne erforscht Energiewende-Strategien über eine Bandbreite an Sektoren hinweg, zum Beispiel neben der Strom- und Verkehrswende auch Wärmewende oder Industriewende. weiterlesen
Kopernikus-Projekte: Ariadne wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert und ist Teil der Kopernikus-Forschungsinitiative. Als vierte Kopernikus-Säule ergänzt Ariadne die Projekte ENSURE , P2X und SynErgie. Zusammen bilden die Kopernikus-Projekte eine der größten deutschen Forschungsinitiativen zum Thema Energiewende. weiterlesen
CO2-Preisrechner (Weiterleitung auf externe Website): Wie es weitergeht mit der CO2-Bepreisung und auch mit der Kompensation, wird heiß diskutiert. Für Orientierung sorgt jetzt ein interaktiver „CO2-Preis-Rechner“, erstellt vom Ariadne-Projektpartner MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). weiterlesen