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Wie Klimaproteste die Sorgen über und das Interesse am Klimawandel in der Bevölkerung beeinflussen

Zur Erreichung der Klimaziele ist aktives politisches Handeln und gesellschaftliche Bereitschaft, die Transformation mitzutragen wichtig. Dabei geht die Transformation nicht allen Menschen schnell genug oder sie erwarten andere politische Maßnahmen, als sie aktuell umgesetzt werden. Sie wählen verschiedene Protestformen, um auf die Politik Druck auszuüben. Doch was denkt der Rest der Bevölkerung? Wecken Großdemonstrationen oder ziviler Ungehorsam ihre Aufmerksamkeit für den Klimawandel oder bewirken Proteste eher das Gegenteil? Ariadne-Forschende haben sich jetzt in einer Analyse mit den Auswirkungen von Klimaprosten beschäftigt und stellen fest: In der Bevölkerung wecken sie damit für das Thema eher Interesse als Abneigung.

Die Forschenden vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben anhand von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) untersucht, ob sich die Sorgen bzw. das Interesse am Klimawandel unter Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland nach Klimaprotesten, über die medial breit berichtet wurde, verändert hat. Dabei beziehen sie sich auf Aktivitäten von Fridays for Future, Ende Gelände und Extinction Rebellion aus den Jahren 2016 bis 2020. Sie vergleichen, ob sich innerhalb von zwei Wochen nach einer Demonstration oder Protestaktion, wie zum Beispiel der Blockade eines Kohlekraftwerkes, die Einstellung in der Bevölkerung zum Klimawandel verändert haben. Die Autoren der Ariadne-Analyse stellen fest, dass sich Menschen nicht nur mehr Sorgen über den Klimawandel machen, sondern bisher Uninteressierten der Problematik Beachtung schenken: Um jeweils rund 1,2 Prozentpunkte wächst der Anteil derer, die sich nach einem Protest zusätzlich um den Klimawandel Sorgen machen. Gegenteilige Effekte, also dass Menschen sich aufgrund von Klimaprotesten vom Thema abwenden, können die Forschenden nicht feststellen.

Neue Formen von Protesten, wie sie zum Beispiel die Letzte Generation praktizieren, sind in dieser Untersuchung aufgrund von Datenverfügbarkeit nicht berücksichtigt. Erste Einblicke in die Umfrageergebnisse aus dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer deuten aber darauf hin, dass die Mehrheit der Befragten (eher) kein Verständnis für die neuen Aktionsformen aufbringt. Ob sie trotzdem dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen, bedarf weiterer Untersuchungen. Die Ergebnisse der Ariadne-Analyse zeigen jedoch klar, dass Klimaproteste ein wirksames Mittel sein können, um den Klimawandel immer wieder ins gesellschaftliche Gedächtnis zu rufen. 

Ariadne-Analyse

Johannes Brehm, Henri Gruhl (2023): Energiewende, Klimaschutz und Aktivismus: Empirische Analyse weitreichender Protestereignisse bis 2020. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.