Adobe Stock / Yuliia

Wie die CO2-Preise im Stromsektor den Ausbau Erneuerbarer Energien beeinflussen

Der Preis bestimmt maßgeblich die Kaufentscheidung – das trifft auch auf den CO2-Preis und die Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung zu. Ariadne-Forschende haben die Wirkung von CO2-Preisschwankungen auf die Entwicklung des Stromsektors jetzt untersucht. Ihre Analyse zeigt zum Beispiel: Bei einem CO2-Preishoch werden mehr Erneuerbare Energien bis 2030 ausgebaut. Dies ist zwar mit höheren Kosten verbunden als bei einem Verlauf mit niedrigem CO2-Preis, die Energiewende schreitet jedoch schneller voran, weshalb die Kosten-Nutzen-Bilanz von frühen hohen CO2-Preissignalen insgesamt positiv ausfällt. Finanzielle Mehrbelastungen der Privathaushalte durch einen schnell steigenden CO2-Preis sollten zudem kompensiert werden, um soziale Ungleichheiten abzuschwächen. 

Die Entwicklung von CO2-Preisen wird in Szenarien häufig linear dargestellt – tatsächlich zeigt aber der historische Verlauf, dass die Preise Schwankungen unterliegen und nicht annähernd einer geraden Linie folgen. Annahme hinter dem linearen Preisverlauf ist, dass Zertifikatsmengen mit der Zeit kontinuierlich geringer werden. Damit werden allerdings andere Einflüsse auf den Preis vernachlässigt, dass beispielsweise Zertifikate auch „gespeichert“ und zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt, also Mengen zeitlich verschoben werden können. Unter anderem dadurch können erhebliche Preisschwankungen entstehen.

Durch diese Preisschwankungen sind auch die Effekte auf den Ausbau Erneuerbarer Energien und die Weiternutzung von fossilen Gaskraftwerken nicht gleichbleibend, sondern passen sich dem tatsächlichen CO2-Preis an: Bei einem vorübergehenden Einbruch des CO2-Preises kann sich zum Beispiel durch den entfallenden Handlungsdruck der Ausbau von Erneuerbaren Energien verzögern. So zeigt die Analyse von Ariadne-Forschenden der Universität Stuttgart – Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) unter anderem, dass sich bei einem niedrigen CO2-Preis Investitionen in Wind und Photovoltaik zeitlich nach hinten verschieben, während sich gleichzeitig der Geldfluss in Gaskraftwerke und damit auch die Emissionsmenge des Stromsektors erhöht. Die Forschenden argumentieren für die Notwendigkeit und Vorteile von frühen hohen CO2-Preisen am Emissionsmarkt bis 2030, um die Transformation des Stromsektors hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung zielgerichtet zu steuern.

Ariadne-Analyse

Erdal Tekin, Annika Gillich, Kai Hufendiek (2023): Wirkungen verschiedener CO2-Preisverläufe auf die Entwicklung des Stromsystems. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.