Zur erfolgreichen Gestaltung eines breiten Einsatzes von Smart Metern in Deutschland, ist nach einer Analyse von Ariane-Forschenden die stärkere Koordination zwischen Netzbetreibern und Messstellenbetreibern erforderlich. Wichtig ist auch die Aufhebung regulatorischer Unsicherheiten und eine gezielte Informationskampagne, um das Verständnis der Bevölkerung für die neuen Technologien zu fördern. Bis Ende 2022 waren erst etwa 0,6 Prozent der Messstellen mit moderner Technik ausgestattet und die Bundesregierung hat deshalb mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende im Mai 2023 einen neuen Weg beim Einsatz intelligenter Messsysteme im Strommarkt eingeschlagen.
Die Vorteile von intelligenten Messsystemen liegen vor allem in der Möglichkeit zum Datenaustausch und der direkten Steuerung von Anlagen im Niederspannungsnetz über einen als sicher geltenden Zugangsweg. Dies ist entscheidend, um den Betrieb dezentraler Energieanlagen, wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen auf Hausdächern, effizienter zu gestalten. Der bisher aber sehr schleppende Ausbau von Smart Metern führte zu einem Handlungsbedarf, auf den die Politik im Mai 2023 mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) reagierte. Dieses Gesetz zielt auf regulatorische Vereinfachungen und verbindliche Ausbauziele für die grundzuständigen Messstellenbetreiber ab. Forschende vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik haben Kernherausforderungen und Handlungsempfehlungen beim Einsatz von intelligenten Messsystemen jetzt in einem Ariadne-Hintergrund zusammengestellt.
Das neue Gesetz enthält nach Analyse der Forschenden viele Verbesserungen, lässt aber regulatorische Fragen offen, vor allem zur aktuellen Anbindung von dezentralen Energieanlagen über das öffentliche Internet. Angesichts wachsender Cyberrisiken könnte die Nutzung dieser Verbindung per Verordnung eingeschränkt werden. Ob und wie schnell alternative Lösungen über den Smart-Meter-Kommunikationsweg umgesetzt werden können, bleibt offen. Zusätzlich bestehen weitere Herausforderungen, wie unzureichende Telekommunikationsnetze, Fachkräftemangel sowie Wissenslücken zur neuen Messtechnik in der Bevölkerung.
Die Forschenden empfehlen für eine Beschleunigung der Digitalisierung in der Energiewende eine schnelle Umsetzung der netzorientierten Steuerung auf Verbraucherseite, um den Anstieg dezentraler Energieanlagen besser zu beherrschen. Zusätzlich können verpflichtende dynamische Stromtarife ein ökonomischer Antrieb vom Rollout sein. Gleichzeitig sollten bidirektionale Kommunikationsschnittstellen zwischen Verteilnetzbetreibern und Erzeugungsanlagen ausgebaut werden, um insbesondere die netz- und marktorientierte Steuerung zu verbessern. Zur Förderung von Akzeptanz und Verständnis für intelligente Messsysteme in der Bevölkerung wäre ein einheitliches Netzbetreiberportal sowie eine umfangreiche Informationskampagne notwendig.
Ariadne-Hintergrund
Jonathan Bergsträßer (2024): Handlunsgempfehlungen zur Beschleunigung vom Smart Meter Rollout als Beitrag zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam. https://doi.org/10.48485/pik.2024.015