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Klimaneutrale Industrie: Ohne ambitionierten CO2-Preis nicht zu machen

Ohne eine Verstärkung bestehender Maßnahmen wird der Industriesektor, der für knapp ein Viertel der deutschen Treibhausemissionen verantwortlich ist, im Jahr 2030 wahrscheinlich seine Klimaziele verfehlen. Um die Transformation zu einer klimaneutralen Industrie anzuschieben und voranzutreiben, hat die Bundesregierung bis zum Jahresanfang 2022 über 20 Instrumente beschlossen. In einer aktuellen Ariadne-Analyse haben Forschende vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung das Zusammenspiel dieser verschiedenen Instrumente und ihre Wirkung auf das Erreichen der Klimaziele 2030 und die Vorbereitung auf die Zielgerade 2045 untersucht.

In insgesamt neun verschiedenen Szenarien haben die Forschenden die Wechselwirkungen von Maßnahmen betrachtet und festgestellt, dass mit dem aktuell beschlossenen Instrumentenmix das 2030-Klimaziel im Industriesektor wahrscheinlich nicht erreicht wird und der Sektor auch nicht auf dem Pfad zur Klimaneutralität bis 2045 ist. Lediglich unter sehr optimistischen Annahmen, wie dem sehr starken Verkürzung üblicher Re-Investitionszyklen in Verbindung mit CO2-Preissprüngen oder sehr niedrigen Wasserstoffpreisen, wird der Sektor bis zum Jahr 2030 die Emissionen erfolgreich unter das Ziel des Klimaschutzgesetzes senken können.

Eine deutliche Ambitionssteigerung ist notwendig, um vor allem die großen Restemissionen, die durch Prozesse der Zement- und Kalkherstellung sowie dem Einsatz von Erdgas entstehen, zu verringern. Vor allem der gezielte Einsatz eines ambitionierten CO2-Preises ist von großer Bedeutung, damit emissionsintensive Energieträger langfristig verdrängt werden. Wirkung zeigt dabei vor allem ein schneller Anstieg des CO2-Preises auf 150 Euro/t CO2, damit Wasserstoff und Strom in der Prozesswärme bis 2030 gegenüber Kohle und Gas konkurrenzfähig werden. Und auch dieses Instrument zeigt seine volle Wirkung nur im Zusammenwirken mit anderen Maßnahmen, wie zum Beispiel einer gezielten Förderung von Wasserstoff-Anwendungen und der Ermöglichung von grünen Leitmärkten. Die Forschenden schlagen zusätzlich eine Ausrichtung des Instrumentenmixes am Ziel einer materialeffizienten Kreislaufwirtschaft und die effektive Ausgestaltung der bestehenden Energieeffizienz-Instrumente vor, damit der Industriesektor eine Chance hat, die Klimaziele 2030 zu erreichen und auf den richtigen Pfad für 2045 zu kommen.

Ariadne-Analyse

Tobias Fleiter, Matthias Rehfeldt (2022): Instrumente für eine klimaneutrale Industrie
Eine modellgestützte Szenarioanalyse des aktuellen Instrumentenmixes.
Kopernikus-
Projekt Ariadne, Potsdam.