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Den EU-Emissionshandel stärker in Anspruch nehmen zur Entlastung der nationalen Klimaziele

Der europäische Emissionshandel (EU ETS) ist ein Kernelement der EU-Klimapolitik. Doch die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Revision des EU ETS hat derzeit im Europäischen Parlament einen schweren Stand. Vergangene Woche lehnte eine Mehrheit der Abgeordneten den Vorschlag ab und schickte ihn zur Überarbeitung zurück an den Umweltausschuss. Einer der Hauptstreitpunkte war die Verschärfung der Ziele im EU ETS.

Ariadne-Fachleute vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, dem Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung IER der Universität Stuttgart sowie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK haben die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Verschärfung der EU-ETS-Ziele anhand verschiedener Modelle untersucht. Die Resultate zeigen, dass aus volkswirtschaftlicher Sicht den Auswirkungen durch eine Verschärfung des EU ETS zu viel, und der Deckelung des CO2-Preises für Wärme und Verkehr (ETS2) zu wenig Bedeutung beigemessen wird:

Eine Verschärfung des EU-ETS-Ziels für 2030 um einige Prozentpunkte kann unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Effizienz vorteilhaft sein, wenn sie mit einer entsprechenden Verringerung der Emissionsminderungsziele für die Sektoren außerhalb des EU ETS (ESR-Sektoren) einhergeht. Insgesamt sind dabei die zu erwartenden Auswirkungen auf den Wohlstand der Europäischen Union durch eine Umschichtung des CO2-Budgets in der derzeit diskutierten Größenordnung relativ gering.

Die CO2-Preise, die notwendig wären, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, liegen zwischen 130 und 210 €/tCO2 im EU ETS und zwischen 175 und 350 €/tCO2 für die energiebezogenen ESR-Emissionen, die weitestgehend deckungsgleich mit den ETS2-Sektoren sind. Dies gilt für den Fall, dass die CO2-Preise das einzige Politikinstrument für den Klimaschutz sein soll. Bei einer Begrenzung des ETS2-Preises auf 50 €/tCO2, wie im Europäischen Parlament diskutiert, wird die Erreichung des Minderungsziels damit eher unwahrscheinlich. Ein grosser Anteil der Emissionsminderung müsste dann durch ergänzende Maßnahmen wie technologische Standards oder Subventionen erreicht werden, deren Kosten über 50 €/tCO2 liegen. Auch die Gesamtkosten für Verbrauchende wären umso höher, je niedriger der CO2-Preis ist, weil die Emissionen nicht gezielt dort verringert werden, wo es am günstigsten ist.

ARiadne-Analyse

Jan Abrell, Süheyb Bilici, Markus Blesl, Ulrich Fahl, Felix Kattelmann, Lena Kittel, Mirjam Kosch, Gunnar Luderer, Drin Marmullaku, Michael Pahle, Robert Pietzcker, Renato Rodrigues, Jonathan Siegle (2022): Optimale Zuteilung des CO2-Budgets der EU: Eine Multi-Modell-Bewertung. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.

Weiterführende Informationen

Benjamin Görlach, Michael Jakob, Katharina Umpfenbach, Mirjam Kosch, Michael Pahle, Théo Konc, Nils aus dem Moore, Johannes Brehm, Simon Feindt, Fabian Pause, Jana Nysten, Jan Abrell (2022): A Fair and Solidarity-based EU Emissions Trading System for Buildings and Road Transport. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.