Um bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen über alle Sektoren hinweg auf Null gebracht werden. Ein Kurs weg von Kohle, Öl und Gas, hin zu Erneuerbaren Energien reduziert zudem die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten maßgeblich. Gleichzeitig muss die Transformation fair und sozial gerecht ausgestaltet werden. In einem neuen Überblickspapier diskutieren Fachleute verschiedener Disziplinen der Kopernikus-Projekte Ariadne, Ensure, P2X und SynErgie, welche Politikmaßnahmen für das Gelingen der Energiewende auf den Weg gebracht werden sollten – vom EU-Emissionshandel über das Steuern-, Abgaben- und Umlagensystem bis hin zum Strommarktdesign und zur Erschließung von Flexibilität.
Die Fachleute aus Wissenschaft und Praxis haben in einem gemeinsamen mehrmonatigen Prozess regulatorische Handlungsoptionen aus den unterschiedlichen Perspektiven der Kopernikus-Projekte heraus untersucht. Voraussetzungen für die Auswahl der Handlungsoptionen war, dass diese sowohl in der Praxis umsetzbar sind, ökonomisch effizient und langfristig zum Klimaschutz beitragen, als auch gerecht ausgestaltet werden können. Die Expertinnen und Experten empfehlen als Leitinstrument für die Klimapolitik den europäischen Emissionshandel. Zudem sind flankierende Instrumente notwendig, um Anreize für Innovationen zu setzen.
Als zentrale Stellschraube neben der CO2-Bepreisung ist für das Gelingen der Energiewende außerdem eine umfassende Reform des Steuern-, Abgaben- und Umlagensystems notwendig. Ziel sollte es sein, eine möglichst eindeutige klima- und umweltpolitische Lenkungswirkung zu entfalten und gleichzeitig eine möglichst verursachergerechte Refinanzierung der Kosten bei Gewährleistung der Sozialverträglichkeit für vulnerable Bevölkerungsgruppen sowie der Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Außerdem setzen die Kopernikus-Fachleute als zentrale Voraussetzung für einen hohen Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz auf Flexibilisierungspotenziale, damit Strom zum „richtigen“ Zeitpunkt an der „richtigen“ Stelle ankommt. Dafür bedarf es unter anderem eines optimierten Einsatzes aller Systemelemente – vom Lastmanagement über den Netzausbau und den Redispatch bis hin zu geeigneten Speichern und Power-to-X-Technologien.
Übersichtspapier: Regulatorische Handlungsoptionen für ein klimaneutrales Energiesystem
Anne Held, Anke Bekk, Ulrich Fahl, Thorsten Müller, Michael Pahle, Hans Ulrich Buhl, Lisa Hanny, Sebastian Rockstuhl, Felix Wagon, Martin Weibelzahl, Stefan Niessen, Simon Fechner, Nicola Mohringer, David Frank, Eva Schmid, Oliver Powalla, Volkmar Pflug (2022): Regulatorische Handlungsoptionen für ein klimaneutrales Energiesystem. Kopernikus-Projekte, Karlsruhe/Berlin.