Auf den Dächern von Mehrfamilienhäusern in Deutschland lassen sich Solaranlagen mit einer installierten Leistung von bis zu 60,4 Gigawatt installieren – das wären 28 Prozent dessen, was laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz bis zum Jahr 2030 an zusätzlicher Solarkraft ausgebaut werden soll. Bislang bleibt das Potenzial der Dachflächen auf Mehrfamilienhäusern weitgehend ungenutzt. Zwar gab es 2024 mit 16,2 Gigawatt neu installierter Leistung einen neuen Rekord – der Bestand liegt nun bei 99,3 Gigawatt –, aber vor allem durch Aufdachanlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern sowie durch Freiflächenanlagen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Energiewende-Projekts Ariadne.
Die Analyse zu Mehrfamilienhäusern, erstellt von Ariadne-Forschenden am Institut der deutschen Wirtschaft Köln legt besonderes Augenmerk auf Strommodelle, bei denen Solarstrom direkt an die Mietparteien des Gebäudes geliefert wird. Demnach können solche „Gebäude- und Mieterstromprojekte“ wirtschaftlich tragfähig sein: So weist ein typisches Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten im Basisszenario eine interne Rendite von bis zu 3,6 Prozent auf, bei optimalen Bedingungen sind bis zu 18,5 Prozent möglich.
Dennoch erschweren hohe administrative Anforderungen, kurze Vertragslaufzeiten und komplexe Abwicklungsprozesse die Umsetzung. Die Studie empfiehlt daher, Standardisierungen bei Mess- und Abrechnungsprozessen sowie eine Vereinfachung der regulatorischen Vorgaben. Zudem sollten die seit dem Jahr 2024 bestehenden parallelen Regelungsansätze für Gebäude- und Mieterstrom zusammengelegt werden. Dabei sollten auch die Anreize zur Beteiligung der Haushalte im Gebäude verbessert werden. Gelingt es, diese Hürden abzubauen, würden deutlich mehr Projekte wirtschaftlich tragfähig umgesetzt werden können.
Damit Photovoltaik-Anlagen auf Mehrfamilienhäuser einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende und zur Stromversorgung urbaner Räume leisten können, muss der dort erzeugte Strom effizient in das Netz eingebunden werden. Bislang fehlen hierfür jedoch die technischen und regulatorischen Voraussetzungen. Um netzdienliche Verbrauchs- und Einspeiseanpassungen anzureizen, machen die Autoren der Ariadne-Analyse daher auf den unverzichtbaren Smart-Meter-Rollout aufmerksam. Sie empfehlen insbesondere Anpassungen zur Regelbarkeit von Solaranlagen und eine stärkere Verbreitung dynamischer Stromtarife.
Ariadne-Analyse
Andreas Fischer, Ralph Henger (2025): Gebäude- und Mieterstrom in Deutschland:
Potenziale, Wirtschaftlichkeit und regulatorische Handlungsansätze. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.