Ariadne-Forschende haben jetzt anhand von innovativen Mobilitätsdaten für Deutschland und andere europäische Länder das erste Jahr des 49-Euro-Tickets analysiert und eine bedeutende Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene festgestellt: Insgesamt nahmen in den ersten zwölf Monaten seit Einführung des Deutschland-Tickets am 1. Mai 2023 die per Bahn gemachten Strecken um 30,4 Prozent zu, während die mit dem Auto gefahrenen Kilometer um 7,6 Prozent abnahmen – was zu einer Reduktion von CO2-Emissionen in Höhe von 6,7 Millionen Tonnen geführt hat.
Im Rahmen einer Sondersitzung haben die Verkehrsminister der Bundesländer am 23. September 2024 die Erhöhung des Deutschland-Ticket-Preises von 49 auf 58 Euro pro Monat beschlossen. Wird diese Preiserhöhung um 9 Euro die Attraktivität des Tickets verändern? Und welche Effekte auf die Mobilität und CO2-Emissionen hatte das Deutschland-Ticket bisher? Zur Beantwortung dieser Fragen haben Ariadne-Forschende vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) Mobilfunk- und Autobewegungsdaten für Deutschland sowie die Daten einer Kontrollgruppe, bestehend aus weiteren acht europäischen Ländern, statistisch ausgewertet. So kann erstmals die kausale Wirkung des Deutschland-Tickets auf das Mobilitätsverhalten der Menschen bestimmt werden.
Die Ergebnisse zeigen eine klare Mobilitätsverlagerung: Durch das Deutschland-Ticket ist die Anzahl der Zugfahrten mit einer Strecke von mehr als 30 Kilometern mit 30,4 Prozent deutlich gestiegen, als dies ohne Deutschland-Ticket der Fall gewesen wäre. Selbes gilt für die Nutzung des Autos über alle Wege hinweg, die mit 7,6 Prozent weniger gefahrenen Autokilometern spürbar abgenommen hat. Weil die Anzahl der insgesamt zurückgelegten Wege mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln wie Rad, Auto und Zug stabil blieb, ist der Anteil der Zugfahrten an der Gesamtzahl aller Wege („Modal Split“) von etwa 10 Prozent auf 12 Prozent gestiegen. Dadurch konnten etwa 6,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Das entspricht 4,7 Prozent der gesamten Emissionen im Verkehr.
Zusätzlich prognostizieren die Forschenden basierend auf ihren empirischen Analysen, wie die angekündigte Preiserhöhung von 49 auf 58 Euro monatlich das Mobilitätsverhalten der Menschen und damit die Emissionen verändert. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich Zugfahrten durch die Preiserhöhung um 14 Prozent reduzieren und die mit dem Auto zurückgelegten Kilometer um 3,5 Prozent zunehmen können. Damit würde sich die im ersten Jahr mit dem 49-Euro-Ticket erzielte Emissionsminderung durch die Preiserhöhung fast halbieren.
Einen Überblick über die Ergebnisse der statistischen Wirkungsanalyse zu den veränderten Mobilitätsmustern, Unterschieden nach Landkreisen und dem Ausmaß der Emissionsreduktion bietet das interaktive Web-Dashboard „Ariadne D-Ticket Impact Tracker“.
Ariadne kompakt
Nicolas Koch, Niklas Illenseer, Maximilian Amberg, Katja Treichel-Grass (2024): Wirkung des Deutschland-Tickets auf Mobilität und Emissionen. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.